Sohravardi und der Glanz des göttlichen Lichts
Der Begriff „Erleuchtung“ (arabisch:Ishraq) bedeutet wörtlich das Strahlen des Lichts, wird in der Philosophie jedoch als Einsicht oder Offenbarung verstandener Wahrheiten durch das Licht des Verstands und göttliche Inspiration interpretiert. Die von Scheich Sohravardi begründete Philosophie der Erleuchtung verbindet rationale Argumentation mit spiritueller Reinigung und mystischer Erfahrung.
Sohravardi betonte, dass ein wahrer Philosoph nicht nur auf philosophische Grundsätze und Logik spezialisiert sein sollte, sondern auch durch Seelenreinigung und inneres Streben die Fähigkeit entwickeln müsse, göttliches Licht zu empfangen. In seinen Werken wies er darauf hin, dass seine Philosophie für diejenigen bestimmt sei, die neben der rationalen Erkenntnis auch nach spiritueller Schau streben. Er erklärte, dass das Verständnis seiner Philosophie nur durch das Einwirken göttlicher Erleuchtung auf das Herz des Lesers möglich sei. Wer lediglich an rein rationaler Philosophie interessiert sei, solle sich an die Peripatetiker (Anhänger der Philosophie des Aristoteles) halten.
Nach Sohravardi kann die Philosophie der Erleuchtung nur durch das innere Licht wahrer Einsicht verwirklicht werden.
Unterschied zwischen Ishraq und Mashsha
Wie erwähnt, wird Sohravardi oft als Fortführer der platonischen Philosophie angesehen. Doch ist laut modernen Gelehrten, wie Mortaza Motahhari, unklar, ob Platon tatsächlich die mystischen und spirituellen Aspekte verfolgte, die Sohravardi prägten. Es ist auch zweifelhaft, ob der Begriff „Peripatetiker“ ausschließlich Aristoteles und seinen Anhängern zugeschrieben wurde.
Sohravardi wurde jedoch stark von den Mystikern und Sufis der islamischen Welt beeinflusst und entwickelte eine Philosophie, die neben traditionellen Konzepten neue und originelle Ansätze beinhaltete. Anders als die peripatetische Schule, die viele bedeutende Denker wie Avicenna, Farabi und Averroes hervorbrachte, blieb die Schule der Erleuchtung auf Sohravardi selbst beschränkt. Einige seiner Werke wurden jedoch von Kommentatoren wie Qutb al-Din Shirazi und Shams al-Din Shahrazuri ausführlich interpretiert, deren Schriften bis heute als zentrale Quellen der Erleuchtungsphilosophie gelten.
Leben und Tod Sohravardis
Sohravardi, bekannt alsAl-Mu’ayyad bi-l-Malakut(vom Königreich der Himmel Unterstützter) undScheich der Erleuchtung, wurde 549 nach islamischer Zeitrechnung (1154 n. Chr.) in der Stadt Sohravard in der Provinz Zandschan geboren. Er studierte islamisches Recht bei renommierten Lehrern wie Majd al-Din Jili und Fakhr al-Din Razi in Maragha und erlangte tiefgehende Kenntnisse in Philosophie.
Nach Jahren des Reisens, Studierens und spiritueller Schulung im Irak und in Syrien erlangte er ein umfassendes Wissen in verborgenen Wissenschaften. In Isfahan studierte er Logik bei Zahir al-Din Farsi und lernte die Werke Avicennas kennen. Eine seiner Reisen führte ihn nach Mardin, wo er den berühmten Mystiker Fakhr al-Din al-Mardini traf. Schließlich ließ er sich in Aleppo nieder und wurde von Salah ad-Din al-Ayyubi an dessen Hof eingeladen.
Doch Sohravardis Lehren stießen auf Widerstand bei orthodoxen Gelehrten, die ihn der Häresie beschuldigten. 587 nach islamischer Zeitrechnung (1191 n. Chr.) wurde er auf Anordnung Salah ad-Dins eingesperrt und starb im Alter von 38 Jahren in Aleppo. Manche Berichte besagen, er sei im Gefängnis verhungert; andere sprechen von Hinrichtung.
Sein Grab befindet sich in Aleppo, Syrien. Bis heute ist er alsScheich der Märtyrerbekannt.
Vermächtnis und Gedenktag
Zu den herausragenden Forschern, die Sohravardis Leben und Werk untersucht haben, zählen Qutb al-Din Shirazi, Hossein Nasr und Gholamhossein Ebrahimi Dinani. Der 30. Juli (8. Mordad nach iranischem Kalender) ist in Iran als „Tag des Gedenkens an Sohravardi“ gewidmet.
Name | Sohravardi und der Glanz des göttlichen Lichts |
Land | Iran |
Der Scheich der Erleuchtung | |
549 nach islamischer Zeitrechnung | |
Werke | Die Weisheit der Erleuchtung |