Der Feuertempel von Verhram und das Feuer, das seit 1500 Jahren ununterbrochen brennt.

Yazd und der Feuertempel von Varahram

Yazd ist seit jeher für die Präsenz der Zoroastrier bekannt. Der Feuertempel von Varahram in Yazd ist eines der ältesten Gebetshäuser der Zoroastrier und gilt als der bekannteste Tempel dieser Glaubensgemeinschaft weltweit.

Die Geschichte des Feuertempels von Varahram

Das heutige Gebäude des Feuertempels wurde im Jahr 1934 errichtet und stammt aus der Zeit der Pahlavi-Dynastie. Beim Bau des Tempels arbeiteten die Parsen aus Indien eng mit den Zoroastriern aus Yazd zusammen. Da die Stifter des Grundstücks des Tempels nicht über die finanziellen Mittel für dessen Bau verfügten, unternahmen sie fünf Reisen nach Indien, um die Baukosten von den Parsen dort einzusammeln.

Die Bedeutung des Feuertempels im Leben der Zoroastrier

In der Vergangenheit, als es keine modernen Hilfsmittel zur Erzeugung von Flammen gab, hatten die Menschen Schwierigkeiten, Feuer zu entfachen. Daher entzündeten sie ein Feuer und hielten es dauerhaft am Brennen, um es bei Bedarf nutzen zu können. Später wurde für dieses ständig brennende Feuer ein eigener Platz eingerichtet, der „Feuertempel“ genannt wurde. Die Menschen besuchten die Feuertempel, um dort eine Flamme zu holen und damit ihre Herd- und Heizstellen zu entzünden.

Das Feuer war so wichtig im Leben der Menschen, dass es allmählich als Symbol des göttlichen Lichts eine heilige Bedeutung erlangte, und die Feuertempel wurden zu heiligen Stätten. Vor dem Feuer stehend, dankten die Menschen Ahura Mazda (dem höchsten Gott) für dieses Geschenk. So entstanden und entwickelten sich die Rituale und Zeremonien der Zoroastrier.

Heute versammeln sich die Zoroastrier im Feuertempel von Varahram und in anderen Feuertempeln, um zu beten und Abschnitte aus dem Avesta und den Gathas vor dem Feuer zu rezitieren. Zoroastrische Gebete finden nicht an bestimmten Tagen statt und sind im Allgemeinen keine Gemeinschaftsrituale.

Architektur des Feuertempels von Varahram

Der Bau des Feuertempels von Varahram wurde von der Architektur der Achämeniden, insbesondere der von Persepolis, inspiriert. Zudem sind Einflüsse des persischen Baustils der Parsen aus Indien erkennbar. Eine der wichtigsten Eigenschaften dieses Feuertempels ist die Einhaltung der Schlichtheit und der Verzicht auf übermäßige Verzierungen.

Das Gebäude wird von einem großen Hof umgeben, in dem Zypressen und Kiefern wachsen. Da die Zoroastrier glaubten, dass Feuertempel in der Nähe von Wasser gebaut werden sollten, wurde ein runder Teich am Eingang des Gebäudes angelegt.

Im Tempel fallen der Faravahar, ein Symbol des Lebensprinzips, und steinerne Säulenkapitelle ins Auge. Diese Kapitelle sowie blumengemusterte Steine an der Basis der Hauptwand wurden von Architekten aus Isfahan gefertigt. Der Faravahar über dem Eingangsportal ist ein Werk von Baumeistern aus Yazd.

Vor dem Haupteingang des Tempels befindet sich eine erhöhte Veranda. Nach dem Betreten des Tempels sind an den Wänden des Hauptsaals Bilder zu sehen, die Zoroaster zugeschrieben werden, sowie Tafeln mit Zitaten aus dem Avesta, dem heiligen Buch der Zoroastrier. In einem kleinen Raum mit Glaswänden neben dem Hauptsaal wird das heilige Feuer aufbewahrt.

Das heilige Feuer der Zoroastrier

Die Geschichte des heiligen Feuers im Feuertempel von Varahram

Das heilige Feuer im Feuertempel von Varahram wurde vor mehr als 1500 Jahren entzündet und ist für die Zoroastrier von großer Bedeutung. Nach mehreren Umzügen fand es schließlich seinen Platz im Tempel. Ursprünglich stammte das Feuer aus dem Feuertempel von Nahid in der Provinz Fars. Es wurde nach Haftadar und anschließend nach Torkabad (beide in der Provinz Yazd) verlegt. Nach 30 Jahren Aufbewahrung in einer Höhle namens Ashkafte Yazdan wurde es nach Yazd gebracht. Dort wurde es lange Zeit im Viertel der Priester (Mobadan) aufbewahrt, bevor es schließlich in den Feuertempel von Varahram verlegt wurde.

Das heilige Feuer darf wegen seiner Heiligkeit niemals auf den Boden gestellt werden. Es wird in einem speziellen Raum auf einem bronzenen Feuerbecken aufbewahrt, das auf einem 140 cm hohen Podest steht. Der „Herbad“ (Priester) ist verantwortlich für das Hinzufügen von Holz und das Bewahren des Feuers. Täglich werden trockene Holzstücke von widerstandsfähigen Bäumen wie Mandeln oder Aprikosen in das Feuer gelegt. Anders als in manchen Feuertempeln, wo Gas als Brennstoff verwendet wird, wird das heilige Feuer im Tempel von Varahram ausschließlich mit Holz genährt.

Rituale beim Betreten des Feuertempels von Varahram

Jeder, der den Feuertempel von Varahram betreten möchte, muss rein sein – sowohl innerlich als auch äußerlich. Daher tragen Besucher weiße Kleidung, und Männer bedecken ihre Köpfe mit einer weißen Kappe, Frauen mit einem weißen Schal. Zudem müssen die Schuhe ausgezogen werden, was als Zeichen des Respekts vor der Heiligkeit des Ortes gilt.