Architektur und Merkmale des Fin Garden

Im Laufe der Geschichte haben Architekten durch den Bau von Gebäuden, die den Bedürfnissen der Menschen entsprachen, ihr Wissen erweitert und Fertigkeiten in der Raumgestaltung sowie im Einsatz von Baustoffen und Werkzeugen erworben. So entwickelte sich in jeder Ecke der Welt eine Architektur, die speziell auf das jeweilige Klima und die Kultur zugeschnitten war. Auch in der iranischen Architektur zeigen sich Bauwerke, Dekorationen und Details, die typisch für die Kultur und das Klima Irans sind. Unter diesen hebt sich der „iranische Garten“ durch seine einzigartigen Merkmale hervor und gilt als Ausdruck der iranischen Liebe zur Natur. Sogar einige iranische Gärten wurden weltweit anerkannt, darunter der „Fin-Garten“, der in den Augen der Iraner mit dem Namen eines wichtigen und angesehenen Politikers des 19. Jahrhunderts verbunden ist.

Wo befindet sich der Fin-Garten?

Der Fin-Garten liegt in der Stadt Kashan, im Norden der Provinz Esfahan. Die Bekanntheit des Fin-Gartens ist so groß, dass er als Symbol der Stadt Kashan angesehen wird. Diese Stadt liegt eingebettet zwischen den Bergen des Karkas und wüstenhaften Gebieten, was sie zu einem idealen Standort für den Anbau von Damaskusrosen macht. Es heißt, dass der beste Rosenwasser (Golab) Irans in Kashan gewonnen wird. Die Besiedlung Kashans wird aufgrund der „Silk-Hügel“ auf etwa siebentausend Jahre datiert. Die Silk-Hügel liegen nur wenige Kilometer vom Fin-Garten entfernt.

Geschichte des Fin-Gartens

Einige Experten sind der Meinung, dass der Fin-Garten in der Safawidenzeit (16. Jahrhundert) gegründet wurde, während andere das Gründungsdatum auf eine noch frühere Periode zurückführen. Fest steht, dass der Fin-Garten im Jahr 1572 nach einem Erdbeben, das weite Teile von Kashan zerstörte, stark beschädigt wurde. Es heißt, dass man diesen Garten aufgrund seines Verfalls in der Umgangssprache als den „alten Garten“ bezeichnete, bis Shah Abbas I. (Herrschaft von 1587 bis 1629) ihn restaurieren ließ und ihn in „Neuer Garten“ umbenannte, um damit seine Leistungen zu ehren.

Der Fin-Garten als Ort des Mordes an Amir Kabir

Amir Kabir war der erste Premierminister Nasereddin Schahs (Herrschaft von 1848 bis 1896) und amtierte etwa drei Jahre in dieser Position. Obwohl seine Amtszeit kurz war, waren seine Reformen so weitreichend und wirkungsvoll, dass er als einer der größten Staatsmänner Irans gilt. Am Ende seiner Amtszeit wurde Amir Kabir aufgrund von Verschwörungen seitens der königlichen Gefolgsleute und ausländischer Regierungen verachtet, ins Exil nach Kashan geschickt und schließlich im Fin-Badehaus ermordet (1852/1230 im iranischen Kalender). Nasereddin Schah zeigte später wiederholt Reue über diese Tat, doch der Schaden, der Amir Kabir und der iranischen Geschichte zugefügt wurde, war unwiderruflich.

Architektur und Merkmale des Fin-Gartens

In Iran gibt es zahlreiche Orte, die den Namen „Fin“ tragen. Man nimmt an, dass der Begriff Fin an Orte vergeben wurde, an denen reichlich Wasser floss. Die Anlage des Fin-Gartens an seinem heutigen Standort erfolgte ebenfalls aufgrund der vorhandenen Wassermenge. Auch heute fließt im Fin-Garten und in den angrenzenden Gebieten ein Wasserlauf, dessen Quelle die „Suleimani-Quelle“ ist. Im Innenhof des Fin-Gartens stehen Zedern- und Platanenbäume. Die Zahl der stattlichen Bäume im Garten übersteigt 500 Exemplare. Das Alter einiger dieser Bäume wird auf über 450 Jahre geschätzt. Einige Experten vermuten, dass der Designer des Gartens, Ghiyath al-Din Jamshid Kashani – ein bekannter Mathematiker des 14. und 15. Jahrhunderts – oder Sheikh Bahāi, ein versierter Wissenschaftler und Architekt des 16. und 17. Jahrhunderts, an der Gestaltung beteiligt waren.

Ein großes Becken mit türkisfarbenen Fliesen zählt zu den beeindruckendsten Merkmalen des Fin-Gartens. Hinter dem Garten befindet sich ein kleiner Teich, aus dem Wasser über tonnenförmige Keramikgefäße zu den Springbrunnen des Gartens geleitet wird.

Nationale und globale Registrierung des Fin-Gartens

Der Fin-Garten wurde im Jahr 1935 (1314 nach dem iranischen Kalender) in die Liste des nationalen Erbes Irans aufgenommen. Die weltweite Anerkennung dieses Bauwerks geht auf das Jahr 2011 (1390 nach dem iranischen Kalender) zurück, als 9 Bauwerke unter dem Titel „Iranische Gärten“ in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden.