
Die atemberaubende Schönheit der Teppichknüpfkunst von Kaschan
Die atemberaubende Schönheit der Teppichknüpfkunst von Kaschan
Die Teppichknüpfkunst von Kaschan, die 2010 in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wurde, zählt zu den filigransten und kunstvollsten Handwerkskünsten Irans.
Kaschan war seit jeher ein Zentrum der Seidenproduktion, und die Kunst der Rohseidenaufbereitung („Kelayab-Keshi“) und Seidenweberei war hier weit verbreitet. Mit der Zeit entwickelte sich die Region zu einem der wichtigsten Produktionsorte für Seidenteppiche. Die Kombination aus naturbelassenen, einzigartigen Farbstoffen, meisterhafter Färbetechnik und feinster Knüpfkunst verleiht den Teppichen aus Kaschan ihre unverwechselbare Identität.
Die Geschichte der Teppichknüpfkunst in Kaschan
Kaschan ist eine der ältesten Städte Irans. Die archäologischen Stätten der Sialk-Hügel, die sich im heutigen Stadtgebiet befinden, stammen aus einer Zivilisation, die zeitgleich mit der Herrschaft Hammurabis (1792–1750 v. Chr.) existierte. Die Bewohner von Sialk wurden als „Kasu“ oder „Kashu“ bezeichnet, was vermutlich zur späteren Namensgebung von Kaschan führte.
Einige Historiker vermuten, dass die Ursprünge der Teppichknüpfkunst von Kaschan bis in diese Zeit zurückreichen.
Historische Aufzeichnungen über Kaschans Teppichkunst
Die Teppichherstellung in Kaschan war eng mit der Textilproduktion von Seidenbrokat, Samt und Atlasseide („Hormuzi-Stoffe“) verbunden.
Reisende, die Kaschan in verschiedenen historischen Epochen besuchten, beschrieben die Stadt als ein Zentrum der Textil- und Teppichproduktion. So erwähnten etwa:
- Jean Chardin (17. Jahrhundert) und Anthony Shirley (16. Jahrhundert), dass die Einwohner von Kaschan aus einfacher Seide, Damastseide oder mit Gold und Silber durchzogenen Seidenstoffen exquisite Gewänder fertigten.
- Berichte aus dem 17. und 18. Jahrhundert belegen, dass Kaschan für die Herstellung von königlichen Teppichen berühmt war. Einige der prächtigsten Exemplare wurden auf Befehl von Schah Abbas I. (16.–17. Jahrhundert) geknüpft.
Während der Kadscharenzeit war Haj Baba Qorban-Ali Edalat einer der führenden Teppichproduzenten Kaschans. Sein Anwesen, bekannt als „Qali-Khaneh“ (Haus der Teppiche), dient heute als Museum und beherbergt 28 Meisterwerke der Teppichknüpfkunst aus der Safawiden- und Kadscharenzeit.
Kaschan-Teppiche in internationalen Museen
Einige der berühmtesten Kaschan-Teppiche sind heute in den weltweit bedeutendsten Museen ausgestellt:
- Der älteste erhaltene Kaschan-Teppich aus dem 17. Jahrhundert befindet sich im Teppichmuseum von Iran.
- Das Metropolitan Museum of Art in New York besitzt Jagdszenen-Teppiche, die vermutlich in Kaschan hergestellt wurden.
- Der berühmte Ardabil-Teppich, der heute im Victoria and Albert Museum in London ausgestellt ist, wird ebenfalls mit der Teppichknüpfkunst Kaschans in Verbindung gebracht.
- Der sogenannte Schah-Abbasi-Teppich, der für seine prachtvollen Blumenmotive berühmt ist, stammt aus dieser Region.
Techniken und Materialien der Kaschan-Teppiche
Grundmaterialien
- Die Kett- und Schussfäden bestehen in der Regel aus Baumwolle.
- Seide wird für besonders feine Teppiche verwendet.
- Eine besondere Wollqualität („Shahri“) und Baumwollgarne („Esfahani“) aus der Region kommen als Grundgewebe zum Einsatz.
- Für heutige Kaschan-Teppiche wird oft australische Schafwolle verwendet, aber auch hochwertige Wolle aus Khorasan, Kermanschah, Aserbaidschan und Teheran.
Knüpftechnik und Designs
- Kaschan-Teppiche werden mit asymmetrischen (persischen) Knoten gefertigt, wodurch die Muster besonders präzise wirken.
- Jede Kachel des Knüpfmusters entspricht genau einem Knoten, was eine präzise Musterumsetzung ermöglicht.
- Typische Designs zeigen Zweige, Blüten, Blätter, Jagdszenen und epische oder historische Erzählungen.
Merkmale der Kaschan-Teppiche
Die Teppichknüpfkunst von Kaschan unterteilt sich in nomadische und städtische Stile. Nomadenteppiche werden vor allem in Meymeh und Joshqan hergestellt.
Besondere Merkmale der Kaschan-Teppiche
- Feine Knüpfung: 30 bis 45 Knoten auf 7 cm Länge
- Kräftige Grundfarben: Dunkelrote Hintergründe mit navyblauen Bordüren
- Rautenförmige Medaillons („Toranj“) mit leicht ovaler Form
- Islimi-Motive (arabeskartige Rankenmuster) in den Ecken und Bordüren
Die Knotendichte, die Höhe des Flors und die ausgeprägten Farbkombinationen unterscheiden Kaschan-Teppiche von anderen iranischen Teppichen. Besonders die hochflorige und gleichzeitig dichte Knüpfung, kombiniert mit tiefroten und dunkelblauen Farbtönen, macht sie einzigartig.
Färbetechniken
Die Wolle für Kaschan-Teppiche wird traditionell vor Ort gefärbt, oft mit natürlichen Pflanzenfarben. Dazu gehören:
- Krappwurzel für tiefes Rot
- Granatapfelschalen für goldene und gelbliche Töne
- Walnussschalen für dunkles Braun
- Weinblätter für verschiedene Grüntöne
Kaschans berühmte Teppichmärkte
Ein Besuch in Kaschans historischem Basar gibt einen Einblick in die lange Tradition der Teppichherstellung. In den Teppichhändler-Höfen („Hojreh“) des Basars kann man handgeknüpfte Kaschan-Teppiche aus verschiedenen Epochen bewundern und erwerben.
Die Handelstradition Kaschans reicht Jahrhunderte zurück, und viele der hier produzierten Teppiche finden ihren Weg in die internationalen Märkte.
Fazit: Die unvergleichliche Kunst der Kaschan-Teppiche
Die Teppichknüpfkunst von Kaschan ist ein Symbol für die herausragende ästhetische Raffinesse und Handwerkskunst Irans. Ihre Kombination aus:
✅ feinster Seide und hochwertiger Wolle,
✅ aufwendiger Knüpftechnik,
✅ traditionellen Pflanzenfarben
macht sie zu einem der bedeutendsten und international bekanntesten Teppichstile Irans.
Die UNESCO-Registrierung im Jahr 2010 sichert nicht nur ihren Platz im Weltkulturerbe, sondern bewahrt auch das reiche Erbe einer jahrtausendealten Kunst für kommende Generationen.
Name | Die atemberaubende Schönheit der Teppichknüpfkunst von Kaschan |
Land | Iran |





