Der Zand-Komplex: Verwaltungs-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen Shiraz’ im 18. Jahrhundert

Nach dem Einfall von Mahmud Afghan (1722) und dem damit verbundenen Sturz der Safawiden-Dynastie herrschte – mit Ausnahme der Zeit, in der Nader Schah Afshar (1735–1747) regierte – weitgehend Unsicherheit in Iran. Schließlich gelang es Karim Khan Zand im Jahr 1759, seine Herrschaft über Iran zu festigen und diese 20 Jahre lang aufrechtzuerhalten. Karim Khan machte Shiraz zu seiner Hauptstadt und ließ dort bedeutende Bauwerke errichten. Die Bedeutung der Architektur, die unter seiner Führung entstand, ist sehr groß. Unter diesen Bauwerken ist der Komplex, der heute als Vakil-Komplex oder Zand-Komplex bekannt ist, eines der wertvollsten Sehenswürdigkeiten Shiraz’, das alljährlich zahlreiche Touristen anzieht.

Bauwerke des Zand-Komplexes

Im Vakil-Komplex findet man verschiedene Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungen, darunter die Zitadelle von Karim Khan, den Bāgh-e Nazar (Nazar-Garten), den Maidān-e Tupkhāneh (ehemaliger Artillerieplatz), den Vakil-Basar, die Vakil-Moschee, das Vakil-Bad sowie die Vakil-Zisterne (Āb-Anbār) und den Saray-e Moshir.

Zitadelle von Karim Khan

Karim Khan ließ im Stadtzentrum von Shiraz eine Zitadelle errichten, die er als Regierungssitz nutzte. Die Zitadelle von Karim Khan wurde zwischen 1766 und 1767 in kurzer Zeit fertiggestellt, unter Einsatz der besten Baumeister Irans. Dafür wurden hochwertige Baumaterialien aus verschiedenen Teilen des Landes zusammengetragen, um ein dauerhaftes Andenken an die Herrschaft Karim Khans zu schaffen.

Nach dem Tod Karim Khans diente diese Zitadelle als Wohnsitz der lokalen Machthaber. In ihr verbindet sich ein wohnlicher Architekturstil (für den Regierungsbereich) mit militärischer Bauweise. Iwane, reich bemalte Zimmer, Wasserbecken und kleine Gartenanlagen prägen den Wohntrakt. Die Wasserversorgung der Zitadelle erfolgte über eine Qanat sowie den Rokanābād-Kanal.

Vakil-Basar

Der Bau des Vakil-Basars wird auf das Jahr 1759 datiert. Einer Überlieferung zufolge ließ sich Karim Khan für den Entwurf vom Qaisariyeh-Basar in Lār inspirieren. Dieser Basar liegt neben der Vakil-Moschee und dem Vakil-Bad und ist bis heute eines der wichtigsten wirtschaftlichen Zentren von Shiraz. Hauptsächlich wurde der Basar aus Gips, Ziegeln und Kalk errichtet.

Vakil-Moschee

Im Westen des Vakil-Basars steht eine prächtige Moschee, deren südlicher Betsaal (Schabestan) mit 48 Säulen sehr bekannt ist. Diese Moschee ist eine zweieiwanige Anlage, die als Vakil-Moschee bekannt ist. Ein hoher Bogen im Norden des Bauwerks nennt sich „Tāgh-e Morvārīd“ (Perlenbogen). An seinem Bogenrand sind in großem Thuluth-Stil Koranverse eingraviert.

Vakil-Bad

Das Vakil-Bad ist ein weiteres Bauwerk mit dem Beinamen „Vakil“ und überzeugt durch einige ausgefeilte architektonische Feinheiten, etwa spezielle Techniken zur Wärmedämmung.

Kolāh-Farangi-Bau im Bāgh-e Nazar

Der Nazar-Garten (Bāgh-e Nazar) ist für seine Orangen- und alten Zypressenbäume bekannt. In seiner Mitte steht ein Kolāh-Farangi-Gebäude, das einst für die Bewirtung von Gästen und Gesandten sowie für besondere Zeremonien genutzt wurde. Neben diesem Bau errichtete Karim Khan in dem Garten weitere Gebäude, darunter Palast- und Verwaltungsgebäude.

Vakil-Zisterne

Zisternen (Āb-Anbār) spielten in den Altstädten Irans eine wichtige Rolle als Hauptquelle für die Wasserversorgung. Aus diesem Grund ließ Karim Khan zur Förderung von Shiraz mehrere Zisternen anlegen, unter anderem Hāfeziye, Vakil, Divānkhāneh und Haft-Tan. Diese Anlagen wurden in Anlehnung an die Baustile der Safawiden-Zeit geschaffen und bestechen durch robuste Architektur. Dank ihrer großen Speicherkapazität konnten sie mehr Wasser fassen, als die damaligen Stadtbewohner verbrauchten. Zudem verfügte jede Zisterne über Windtürme (Bādgir), die Frischluft ins Innere leiteten und somit die Wasserqualität verbesserten.

Dieses bedeutsame Kulturerbe dokumentiert die Bemühungen Karim Khans um den Ausbau von Shiraz und ist noch heute eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt.