Das Süd-Sahand-Volkskundemuseum: Das erste ethnografische Museum in Ost-Aserbaidschan
Volkskundemuseen dienen der Vorstellung von Glauben, Bräuchen, Sprache, Lebensunterhalt, Essgewohnheiten, Bekleidung, Wohnformen, Handwerk, Kunst und Werkzeugen einer Bevölkerung. Was dort ausgestellt wird, zeigt Ausschnitte aus dem Leben der Menschen, die für sie so alltäglich geworden sind, dass sie deren Bedeutung gar nicht wahrnehmen. Der Iran weist so viele Unterschiede im Lebensstil der verschiedenen Regionen auf, dass man ihn beinahe als „Regenbogen“ an Bräuchen und Vorstellungen bezeichnen kann. Diese Vielfalt resultiert aus klimatischen, geografischen, ethnischen und kulturellen Unterschieden. Deshalb gibt es in ganz Iran Volkskundemuseen, die jeweils das Leben der örtlichen Bevölkerung darstellen. Das Süd-Sahand-Volkskundemuseum ist ein Beispiel für eine solche Präsentation des Lebens von fleißigen Menschen, die über Jahrhunderte hinweg im Einklang mit der Natur gelebt haben.
Wo befindet sich das Süd-Sahand-Volkskundemuseum?
Das Museum ist in einem historischen Gebäude namens Ḥammām-e Mehrābād (Badehaus Mehrābād) untergebracht. In der Zeit, als den Menschen noch keine ausgebauten städtischen Infrastrukturen zur Verfügung standen – insbesondere kein flächendeckendes Leitungswasser und keine eigenen Bäder –, war es eines der bedeutenden Zentren für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung von Bonāb. Früher waren Heizmaterialien teuer und der Transport von Wasser mühsam, sodass Bäder so konstruiert wurden, dass sie möglichst effizient Wasser und Wärme nutzen konnten. Aufgrund der in der islamischen Religion betonten Hygiene kam den Bädern eine wichtige gesellschaftliche Rolle zu, weshalb man großen Wert auf Architektur und bauliche Stabilität legte. Außerdem führte die hohe Luftfeuchtigkeit in solchen Gebäuden zu erhöhten Anforderungen an Bauweise und Konstruktion.
All diese Aspekte zeigen sich anschaulich beim Ḥammām-e Mehrābād, das auf 324 Quadratmetern mit Ziegelstein, Naturstein und Sārūj (einem traditionellen Baustoff) errichtet wurde. Durch den Einsatz von Sārūj und einer Kalkbeschichtung sämtlicher Bauteile erreichte man eine enorme Stabilität. Die äußere Fassade sticht durch einen steinernen Sockel (Azāre) und rötliche Ziegel hervor.
Nach manchen Berichten stammt das Ḥammām-e Mehrābād aus der Safawidenzeit (16. Jahrhundert). Anschließend erfolgten mehrmals Restaurierungsarbeiten. 1996 (1375 iranischer Kalender) erwarb die Stadtverwaltung von Bonāb das Badehaus von dessen Eigentümer und stellte es der staatlichen Denkmalbehörde zur Verfügung. Die Restaurierung endete 2003 (1382), und das Gebäude wurde als Museum umfunktioniert und damit zum ersten ethnografischen Museum in der Provinz Ost-Aserbaidschan. Es liegt gegenüber der Moschee Mehrābād, deren Bau einer Inschrift zufolge auf das Jahr 951 nach der islamischen Zeitrechnung (1544 n. Chr.) zurückgeht und in die Herrschaftsepoche von Schah Tahmāsp I. fällt. Besonders bekannt ist diese Moschee für ihre eindrucksvollen Kapitelle, die zu den schönsten Werken iranischer Kunst im Safawidenreich zählen sollen. Die Moschee Mehrābād wurde 1968, das Badehaus Mehrābād 1999 (1378) in die Liste des nationalen Kulturerbes Irans aufgenommen.
Das Süd-Sahand-Volkskundemuseum: Abteilungen und Besonderheiten
Wie andere ethnografische Museen veranschaulicht auch dieses die Bräuche und Lebensweise der Bevölkerung. In dem Gebäude sind Gegenstände, Kleidung und Alltagstätigkeiten der Bewohner in den Landkreisen Hashtrood, Marāgheh, Bonāb, ʿAjab-Schir und Malekān ausgestellt. Insgesamt umfasst das Museum zwölf Abteilungen, die nach der thematischen Zuordnung von Werkzeugen und Gegenständen sowie der Lebenstätigkeiten der Menschen geordnet sind. Diese zwölf Abteilungen lauten wie folgt:
- Musikinstrumente
- Textilherstellung
- Beleuchtung
- Schmuck
- Bekleidung
- Bestattungsbräuche
- Traditionelle Medizin
- Gebete und Amulette
- Landwirtschaftliche Geräte
- Handgewebte Stoffe
- Schmiedehandwerk
- Wassergeschirr
All dies kann man im Süd-Sahand-Volkskundemuseum entdecken.
Name | Das Süd-Sahand-Volkskundemuseum: Das erste ethnografische Museum in Ost-Aserbaidschan |
Land | Iran |
Land | Ost-Aserbaidschan |
Stadt | Sahand |