Das Nomadenmuseum von Aserbaidschan: Ein Einblick in eine der einflussreichsten Bevölkerungsgruppen Irans
Viele Touristen planen ihre Reisen so, dass sie hauptsächlich die großen, bekannten Städte besuchen. Dadurch entgehen ihnen jedoch oft zahlreiche unverfälschte und ursprüngliche Sehenswürdigkeiten, die in kleineren Städten entlang der Reiseroute liegen. Im Nordwesten Irans gilt die Strecke von Täbris über Sarein, Ardabil und Astara als eine der meistbefahrenen Routen von Reisenden. Doch die meisten Touristen konzentrieren sich auf Start- und Zielort und durchqueren Orte wie Sarab, ohne dort anzuhalten – und verpassen so die atemberaubenden Landschaften und historischen Stätten dieser schönen Stadt.
Unter den historischen Sehenswürdigkeiten von Sarab zeichnet sich das Nomadenmuseum von Aserbaidschan dadurch aus, dass es Facetten des Nomadenlebens zeigt und somit eine besondere und interessante Attraktion darstellt.
Die Bedeutung der Nomaden in der Geschichte Irans
Die Nomaden spielten in der politischen und sozialen Geschichte Irans eine wichtige Rolle. Viele der iranischen Dynastien haben ihren Ursprung in nomadischen Stämmen. Zu diesen gehören unter anderem die Ghaznawiden, Seldschuken, Choresm-Schahs, Ilchane, Qara Qoyunlu, Aq Qoyunlu, Afscharen, Zand und Kadscharen – all diese Regime beruhen auf einer nomadischen Stammesorganisation.
In Aserbaidschan hat sich in den letzten Jahrzehnten die Tendenz verstärkt, den Nomadenalltag hinter sich zu lassen und in Städten und Dörfern sesshaft zu werden, um den Schwierigkeiten des Lebens als Wanderhirten zu entgehen. Daher besteht die Gefahr, dass diese Lebensweise in naher Zukunft in Vergessenheit gerät. Die Gründung des Nomadenmuseums von Aserbaidschan dient dazu, das nomadische Erbe der Region zu bewahren und lebendig zu halten.
Die Nomaden Aserbaidschans
Die Nomaden der Provinz Ost-Aserbaidschan ziehen zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – um. Ab Mitte Mai, wenn es allmählich wärmer wird, begeben sich die Nomaden in die Sommerweiden (Yaylak) in den Landkreisen Kaleybar, Ahar, Heris, Sarab, Mianeh, Maragha, Charavimaq sowie in die Höhenzüge von Sahand, Sabalan und Bozghoosh. 2022 machten sie rund zwei Prozent der Bevölkerung von Ost-Aserbaidschan aus, versorgen aber dennoch 20 Prozent des Kleinviehs (Schafe und Ziegen) in der Provinz.
Die Nomaden Aserbaidschans setzen sich aus zwei großen Stammesverbänden – Arasbaran und Schahsavan – sowie zehn weiteren Stämmen zusammen. Sie bewegen sich zwischen den Provinzen Ost-Aserbaidschan, Ardabil, Zanjan und West-Aserbaidschan. Die nomadische Lebensweise ist auf die Natur abgestimmt, sodass die Menschen hier täglich die unberührten Berg- und Steppenlandschaften vor Augen haben.
Merkmale und Architektur des Nomadenmuseums von Aserbaidschan
Dieses Museum ist das erste seiner Art im Iran, das sich mit dem Leben der Nomaden befasst. Das Gebäude des Museums war zuvor als „Hammam Jalal“ (Jalal-Bad) bekannt. Dieses Bad mit einer Fläche von etwa 650 Quadratmetern stammt noch aus den letzten Jahren der Kadscharen-Ära (frühes 20. Jahrhundert). Das Hammam, das einem Mann namens „Jalal“ gehörte, wurde bis vor einigen Jahrzehnten als öffentliches Bad genutzt und war in zwei getrennte Bereiche für Frauen und Männer unterteilt, wobei seine Architektur dem üblichen Aufbau iranischer Bäder entsprach.
1993 (1372 nach iranischem Kalender) wechselte das Bad aus Privatbesitz in den Besitz der Stadtverwaltung Sarab, woraufhin Restaurierungsarbeiten begannen. Schließlich wurde es in ein Nomadenmuseum umgewandelt.
Das Museum ist als ethnologisches Museum konzipiert und zeigt Bräuche, Sprache, Lebensunterhalt, Wohnformen, Kunst, Handwerk, Esskultur, Kleidung und Kunsthandwerk der Nomadengemeinschaften. Mehrere Wachsfiguren in traditioneller Nomadentracht sowie aufgestellte Zelte vermitteln den Besuchern den Eindruck, das Nomadenleben sei hier noch immer präsent. Die ausgestellten Objekte stammen größtenteils aus den Provinzen Ost-Aserbaidschan und Ardabil.
Zum Museum gehört zudem eine Fachbibliothek über die Nomaden, in der verschiedene Bücher Interessierten zur Verfügung stehen. Einblicke in Weideland und Hirtenalltag, traditionelle und heimische Methoden der Milch- und Wollverarbeitung, nomadische Webarbeiten, Musik, Kleidung, Schmuck, Wohnformen, Brotbacken, ein traditionelles Teehaus sowie Teppichkunst bilden die verschiedenen Bereiche des Museums.
Wo befindet sich das Nomadenmuseum von Aserbaidschan?
Um das ethnologische Museum der Nomaden Aserbaidschans zu besichtigen, sollte man in die Stadt Sarab reisen. Sie liegt 130 Kilometer von Täbris entfernt; das Museum befindet sich neben dem Gebäude der Stadtverwaltung von Sarab.
Name | Das Nomadenmuseum von Aserbaidschan: Ein Einblick in eine der einflussreichsten Bevölkerungsgruppen Irans |
Land | Iran |
Land | Ost-Aserbaidschan |
Stadt | Sarab |
Typ |