• Apr 13 2024 - 13:09
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Hommage an Saadi in Berlin

Anlässlich des Saadi-Tages am 1. Ordibehescht (20. April 2024) fand in Berlin am letzten Samstag eine Gedenkveranstaltung über den großen persischen Dichter statt. Das Kulturprogramm mit der Beteiligung von Herrn Emadaddin Sheikh al-Hokamaee, Universitätsdozent und Forscher am Institut für Archäologie der Universität Teheran und Dr. Younes Nourbakhsh, Soziologe und Professor der Universität Teheran und Frau Zainab Piri, Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit des Forschungsinstituts für schriftliches Erbe, statt. In Berlin lebende Studenten und Iraner aber auch interessierte Nichtiraner nahmen an der Veranstaltung teil. Anlässlich des Saadi-Tages lud das Saadi Kulturinstitut zu der Gedenkveranstaltung ein. Die Veranstaltung wurde über Zoom und Instagram live, online übertragen.

Vermeidung der Perfektion

Leiter der Abteilung „Epigraphie und Archive“ am Institut für Archäologie der Universität Teheran. Scheich al-Hokamaee hielt einen interessanten Vortrag mit dem Titel „Der Einfluss der Astrologie auf die persische Sprache“, welcher mit einer Präsentation ergänzt wurde.

Ein wesentliches Merkmal von Dokumenten aus dem islamischen Iran ist die absichtliche Entfernung der rechten unteren Ecke. Es ist das Ergebnis einer bewussten Schreibpraxis zur Vermeidung einer perfekten Viereckigen Form (arabisch/persisch: tarbīʿ). Diese Praxis wurde von einigen französischen Reisenden im safawidischen Iran des 17. Jahrhunderts bemerkt, sie ist jedoch seitdem unerforscht geblieben. In einer Präsentation befasste sich Sheikh al-Hokamaee mit den Wurzeln dieser Praxis und zeigte ihre Entwicklung. Dabei stütze er sich Ardebil-Archive stützen, die umfangreichste Sammlung vorsafawidischer Gerichts- und Verwaltungsdokumente, neben anderen Dokumenten aus der Zeit der Safawiden (16.-18. Jh.) und der Kadscharen (19. Jh.). Die statistische Analyse ermöglicht die Kategorisierung der an diesen Dokumenten vorgenommenen Änderungen. Basierend auf einer Vielzahl von Referenzen in Handbüchern und Gedichten zeigte Sheikh al-Hokamaee, dass vor dem 14. Jahrhundert die Praxis, auf perfekte viereckige Formen zu verzichten, eng mit astronomischen Überzeugungen verbunden war, die mit den Zyklen des Mondes verbunden waren. In einem weiteren Teil des Vortrages zeigte der Gastreferent den Einfluss derselben Tradition auf das Layout von Manuskripten.

Über den Redner: Emad al-Din Sheikh al-Hokamaee ist Leiter der Abteilung „Epigraphie und Archive“ am Institut für Archäologie der Universität Teheran. Scheich al-Hokamaee hat mehrere Artikel über Epigraphik, Siegel, Papier, Schreibhandbücher (enshāʾ), Koranmanuskripte und Archivdokumente des islamischen Iran verfasst, die von der frühislamischen Zeit bis zur Kadscharenzeit reichen.

https://www.csmc.uni-hamburg.de/en/register/lecture42

 

Soziale Beratungen im Golestan

Als ein weiterer Referent hielt der Soziologe und Professor der Universität Teheran, Dr. Younes Nourbakhsh ein Vortrag zum Thema „Soziale Beratungen im Golestan“:

„Saadi war nicht nur ein Dichter, Schriftsteller und Meister der Sprache, sondern auch ein Mystiker und ein Sozialreformer, und als Sozialreformer legt er Wert auf gesunde soziale Beziehungen in der islamischen Gesellschaft. Er lebte in einer Zeit, in der die Mogul-Angriffe die soziale Situation gestört hatten und auch Sprache und Literatur angegriffen worden waren. Saadi hat sowohl die persische Sprache wiederbelebt als auch in Form seiner Geschichten und Gedichte die menschlichen Werte in der Gesellschaft lebendig gehalten. Er war ein Dichter, der die großen Dichter Irans und der Welt wie Hafez, Goethe und Schiller inspirierte. Es scheint, dass die iranische und deutsche Gesellschaft mehr über diesen Dichter, Schriftsteller und Sozialphilosophen erfahren sollten. Im Gegensatz zu Hafez, der nirgendwohin gereist war, war Saadi ein Weltreisender, er hatte Bagdad, Syrien und viele andere Orte gesehen und viele große Denker seiner Zeit getroffen.“

„Eines der wichtigsten Teile von Saadis Golestan ist das erste Kapitel, in dem es um das Verhalten der Könige geht. In diesem Abschnitt befasst er sich mit Ratschlägen an die Könige und beschreibt die Methode einer erfolgreichen Regierungsführung, die sowohl die Zufriedenheit Gottes als auch seiner Schöpfung zur Folge hat. Saadi vermittelt das in Form kurzer und attraktiver Anekdoten unter Verwendung von Gedichten und Sprichwörtern. Er fordert die Herrscher auf, dem Volk gegenüber Milde und Barmherzigkeit zu zeigen. Andererseits ist die Forderung nach Gerechtigkeit der Kernpunkt seiner Empfehlungen.“

 

30 Jahre Forschungsinstitut für schriftliches Erbe im Iran

Frau Zainab Piri, Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit des Forschungsinstituts für schriftliches Erbe, hielt einen kurzen Bericht über die Aktivitäten dieses Instituts:

„Das Forschungsinstitut für schriftliches Erbe wurde vor 30 Jahren in Teheran gegründet, um die Bemühungen von Forschern und Herausgebern zu unterstützen und die wichtigsten schriftlichen Werke der islamischen und iranischen Kultur und Zivilisation unter dem Namen „Written Heritage Publishing House“ wiederzubeleben und zu veröffentlichen. Bisher wurden mehr 389 Buchtitel in 457 Bänden, davon mehr als 160 Titel gemeinsam mit in- und ausländischen Verlagen und Wissenschaftszentren veröffentlicht.“ Die Gedenkveranstaltung „Hommage an Saadi“ war eine sehr schöne und interessante Veranstaltung. Nach den Vorträgen gab es genug Zeit für Fragen und Antworten. In den Pausen gab es neben dem tollen Buffet mit viel kaltes und warmes zu trinken und leckere Snacks und beste Voraussetzungen für interessante Gespräche und Austausch mit den Teilnehmern und den Gästen.

https://www.irankultur.com/?na=v&nk=1-d205de618b&id=234

 

 

Berlin Germany

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