Museum für Volkskunde von Evaz: Darstellung der Identität der Menschen Südirans
Die Bedeutung des Museums
Die Herausforderungen des modernen Lebens haben dazu geführt, dass Traditionen in Vergessenheit geraten und viele Menschen ihre Vergangenheit und Rituale nicht mehr kennen. Daher sind volkskundliche Museen von großer Bedeutung, um die kulturelle Identität der verschiedenen Regionen zu bewahren. Das Museum für Volkskunde von Evaz wurde genau aus diesem Grund mit Hilfe der lokalen Bevölkerung ins Leben gerufen, die besorgt war, dass ihre historische Identität verloren gehen könnte.
Standort des Museums
Die Stadt Evaz liegt im Süden der iranischen Provinz Fars und hat eine Bevölkerung von etwa 50.000 Menschen. Sie ist die Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises und befindet sich 340 Kilometer südöstlich von Schiras, eingebettet in ein Tal zwischen zwei Ausläufern des südlichen Zagrosgebirges. Die Stadt liegt 986 Meter über dem Meeresspiegel.
Die Entstehung von Evaz wird auf die Zeit der Sassaniden (224–651 n. Chr.) zurückgeführt. Die jüngere Geschichte der Stadt begann jedoch nach dem Sturz der Safawiden im Jahr 1736, als viele Menschen aus verschiedenen Teilen der Provinz Fars und Südirans nach Evaz auswanderten, um der Unsicherheit durch Angriffe afghanischer Stämme zu entkommen.
Das Museum für Volkskunde befindet sich im historischen Badehaus „Hammam-e Soudagar“ von Evaz, dem einzigen erhaltenen Badehaus aus der Kadscharen-Zeit (19. Jahrhundert). Das Badehaus beeindruckt durch ein einzigartiges Wassersystem und dekorative Steinmetzarbeiten und wurde in die Liste des nationalen Kulturerbes Irans aufgenommen. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2012 wurde das Museum vollständig mit von der örtlichen Bevölkerung gestifteten Gegenständen ausgestattet.
Exponate des Museums
Wie in anderen volkskundlichen Museen bewahrt das Museum in Evaz Objekte auf, die das Leben der Bewohner der Stadt in Vergangenheit und Gegenwart dokumentieren. Ein herausragendes Ausstellungsstück ist ein über 250 Jahre altes Pulverhorn, das aus der Haut einer Waranechse gefertigt wurde. Es diente Jägern und Kriegern zur Aufbewahrung und zum Transport von Schießpulver. Interessanterweise gab es in Evaz einst Werkstätten zur Herstellung von Vorderladergewehren und eine lange Tradition der Schießpulverherstellung.
Ein weiteres bemerkenswertes Dokument im Museum ist die älteste Fahrradfahrerlaubnis, die im Jahr 1947 (1326 nach iranischem Kalender) für einen damals 14-jährigen Jungen ausgestellt wurde. Die Genehmigung hat die Maße 12 x 9,5 cm und besteht aus mehreren Seiten, auf denen Verkehrsverstöße des Fahrradfahrers vermerkt wurden. Zwei Seiten waren sogar für positive Verhaltensbewertungen vorgesehen! Zu jener Zeit war das Radfahren nur nach Absolvierung eines Kurses und Erhalt einer entsprechenden Fahrerlaubnis erlaubt. Der Besitzer dieser Fahrerlaubnis wurde später Zahnarzt und lebte viele Jahre in Deutschland.
Ein Teil des Museums ist den handgefertigten Produkten der Evazer Kunst des „Chus-Bafis“ gewidmet. „Chus“ ist ein schmaler Zierstreifen, der aus Baumwollfasern gewebt wird und zur Verzierung von Gebetsteppichen, Kopftüchern, Hochzeitsdecken, Stoffbeuteln und traditionellen Kleidungsstücken verwendet wird. Besonders häufig wird Chus zur Verzierung des unteren Hosenrandes traditioneller Frauenbekleidung in der Region Bandar genutzt. Die Nähe zur Küstenregion Hormozgan hat dazu geführt, dass auch die Frauen von Evaz diese Kunstfertigkeit erlernt und meisterhaft beherrschen.
Weitere Exponate des Museums umfassen traditionelle Kleidung, landwirtschaftliche Geräte, Haushaltsgegenstände, Keramiken und Werkzeuge verschiedener Berufe. Insgesamt umfasst die Sammlung des Museums mehr als 1.100 historische Objekte.
Name | Museum für Volkskunde von Evaz: Darstellung der Identität der Menschen Südirans |
Land | Iran |
Land | Fars |
Stadt | Evaz |
Typ |